Alles ist relativ – auch in der Grammatik ...

 

In der Grammatik haben wir es mit Sprachregeln zu tun.

Zum Beispiel ist geregelt, welche Wörter Nomen (Substantive) sind.

Klar, wissen wir doch: Nomen sind Wörter wie Sonne, Fisch, Rad.

Woran erkennt man sie?

In deutschen Texten erkennt man die Nomen schon daran,

dass sie großgeschrieben sind.

Wenn sie richtig geschrieben sind ...

Die Frage lautet daher: Welche Wörter muss ich großschreiben?

 

Nehmen wir drei Wörter zum Ausprobieren:

sonne sitzen klasse

Welche Wörter schreibt man groß?

Das kommt darauf an ...

 

Beispielsatz:

Heute sitzen wir mit der ganzen Klasse draußen in der warmen Sonne.

Die beiden großgeschriebenen Wörter Klasse und Sonne sind Nomen.

Nomen sind Wörter, die einen Begleiter haben (können).

Begleiter sind die Artikel: der, die, das, ein, eine ...

die Wiese, eine Wiese – der Baum, ein Baum – das Kind, ein Kind

Auch ein Adjektiv kann ein Begleiter sein:

die grüne Wiese –  der hohe Baum –  das kleine Kind

 

Das heißt nun:

Alle Wörter können zu Nomen werden, wenn sie einen Begleiter haben.

Zum Beispiel das Wort blau.

Es ist eigentlich ein Adjektiv, ein Eigenschaftswort.

Wie hier im Beispielsatz:

Das blaue Kleid steht dir gut.

Aber wir können jederzeit ein Nomen daraus machen,

wenn wir ihm einen Begleiter geben.

Und dann wird blau großgeschrieben.

Beispiel:

Das Blau von deinem Kleid steht dir wirklich gut.

 

Der Begleiter kann auch ein Pronomen sein.

Beispiel mit einem Demonstrativpronomen:

Hört doch mal auf zu flüstern.

Ich finde dieses Flüstern im Hintergrund nicht gut.

Das Verb flüstern wird zu einem Nomen durch den Begleiter dieses.

Man nennt das Nominalisierung.

 

Nominalisierung funktioniert mit allen möglichen Wortarten.

Zum Beispiel mit dem Verb sitzen aus dem Beispielsatz oben:

Heute sitzen wir mit der ganzen Klasse draußen in der warmen Sonne.

Im nächsten Satz wird daraus ein Nomen:

Beim gemütlichen Sitzen in der Sonne fragen wir uns gegenseitig Vokabeln ab.

 

Nominalisierung geht sogar mit Wörtchen (Partikeln) wie äh oder hm.

Beispielsatz:

Dein ständiges Äh macht mich ganz nervös.

 

Umgekehrt kann auch aus einem Nomen ein Adjektiv werden.

Zum Beispiel in dem Satz:

Lernen in der frischen Luft finde ich einfach klasse!

Woher weiß ich, dass klasse hier ein Adjektiv ist?

Ich frage:

Wie finde ich das Lernen in der frischen Luft?

Ich finde es gut / schlecht / angenehm / klasse / cool ...

Das sind Wörter für Eigenschaften.

 

Oder nehmen wir das Wort Hammer.

Ein Nomen, ganz klar. Oder?

Ein Hammer ist ein Werkzeug.

Aber in nächsten Satz schreiben wir Hammer klein:

Dieser neue Song ist wirklich hammer!

Und das ist richtig so.

Wir machen also aus dem Nomen Hammer das Adjektiv hammer

mit der Bedeutung: schön, toll, großartig.

 

Alles ist relativ.

Auch in der Grammatik.

Die Wortarten gehen ineinander über, je nachdem, wie wir sie verwenden.

Habt Spaß mit Sprache!